Sa. 25.11.2017 / Matera Calcio - Virtus Francavilla 2:1

3. Liga / Stadio XXl Settembre-Franco Salerno

Bei einem Flugpreis von 25 € erscheint es regelrecht unanständig wenn man das Angebot nicht wahrnimmt und so sollte es wie schon im letzten Jahr die Region rund um Bari sein, die für ein wenig Kontrast zum Novembergrau in der BRD sorgt. Von Steffi dankenswerterweise nach Schwandorf befördert, beim Ibo aufgesprungen und ab nach Nürnberg. Dort stellten wir das Gefährt geldbeutelschonend in einem Wohngebiet ab und absolvierten zwei Stationen per U-Bahn. Im Vorfeld hatte ich die Deckung meiner Kreditkarte etwas vernachlässigt, dennoch ging die Übernahme des Mietwagens in Bari problemlos von statten. Wir ließen die leichtbekleideten Dirnen am Wegesrand zurück und vertraten uns im eher unspektakulären Altamura ein wenig die Beine. Den historischen Steinzeitmenschen, den man hier mal gefunden haben soll, bekamen wir nicht zu Gesicht und auch so war hier italientypisch am Freitagnachmittag natürlich tote Hose. Anschließend ging es weiter nach Matera, wo wir für die nächsten zwei Nächte unser Quartier bezogen. Völlig zu Recht gehört die Stadt seit 1993 zum UNESCO Welterbe und präsentierte sich uns bereits beim abendlichen Spaziergang von einer sehr beeindruckenden Seite. Rom, Mailand, Florenz, Siena & Co. sind natürlich die Klassiker, wenn man in diesen Breitengraden an kulturelle Höhepunkte und geschichtsträchtige Orte denkt. Matera hingegen hat man da eher weniger auf dem Schirm und war mir persönlich bis vor Kurzen auch noch kein Begriff. Absolut sehenswert ist die faszinierende Altstadt, Sassi genannt, die zu einem großen Teil aus Höhlenwohnungen und Gebäuden besteht, die auf einmalige Art und Weise in den Felsen gebaut sind. Das Zentrum liegt auf einer Hochebene und ist umgeben von einem tiefeingeschnittenen Tal, was zusätzlich noch für einen sehr malerischen Rahmen und eine einzigartige Lage sorgt. Von der Politik als „Schande für Italien“ bezeichnet fand in den 50er Jahren eine großangelegte Umsiedelung der dort lebenden Menschen in neue Wohnviertel statt. In letzter Zeit erfährt Matera allerdings eine große Renaissance, die Altstadt wurde umfangreich saniert und viele der verwinkelten Häuser sind wieder bewohnt. Wenn überhaupt dann begegnet man hier in erster Linie nur italienischen Touristen. Das dürfte sich aber vermutlich in absehbarer Zeit ändern, denn für 2019 wurde der Ort zur Kulturhauptstadt Europas gewählt. 
 
Vom Parco della Murgia genossen wir am Samstag einen herrlichen Blick auf die Altstadt, störten noch ein wenig bei Aufnahmen zu einem Bibelfilm und nahmen die frohe Kunde vom fulminanten Jahnsieg gegen den MSV Duisburg zum Anlass, um edel in einem in den Felsen gebauten Restaurant zu dinieren. Kurzer Schockmoment als Kollege Ibo beim Überqueren der Straße den Gegenverkehr unterschätzte und nur hauchdünn dem frontalen Zusammenprall mit einem Abschleppfahrzeug entging. Am Abend sollte dann endlich der Ball rollen und der erste Ground der Tour gekreuzt werden. Das Stadion liegt sehr zentral und weiß zu gefallen. Insbesondere der autarke Heimblock ist von seiner baulichen Beschaffenheit her ein herrliches Teil, wie man es sich als aktiver Fan nur wünschen kann. Diese Curva Sud war von etwa 150 heimischen Ultras bevölkert, die sehr kompakt standen, sich durchgehend in Bewegung zeigten und auch mal mit Pyro hantierten. Allerdings konnte ich mich irgendwie nicht mit ihrem Gesangsstil anfreunden. Oftmals ein eher untypisches Skandieren von abgehakten Schlachtrufen. Anders hingegen die Gästefans aus Francavilla. Die überraschten mich schon bei einem ihrer Heimspiele, aber auch heute wieder mit einem flotten Auftritt und feinen Melodien. Der Spielverlauf war recht wünschenswert. Matera erzielt in der 89. Minute den Ausgleich und in der 94. Minute sogar noch den Siegtreffer, was das Stadion natürlich nun ordentlich in Wallung versetzte. Nach der obligatorischen Pizza und dem besten italienischen Bier – Nastro Azzurro – ging es zufrieden mit dem Erlebten in die Federn.