Fr. 10.11.2017 / Viktoria Pilsen - 1. FC Slovácko 2:3 n.V.
Tschechischer Pokal / Doosan Arena
Dem Loro stand schon länger der Sinn danach, einen frivollen Abend in Pilsen zu begießen – ein lockendes Angebot das man natürlich nur unschwer ausschlagen kann. Muss man auch nicht und so wurde Nachwuchsmann Tobi eingepackt, Allzeitgefährte Ibo sprang am bewährten Pendler in Schwandorf auf und ab gings in den zähflüssigen Feierabendverkehr der Biermetropole. Zunächst eine kurze Stippvisite im Hotel Continental, das uns für diese Nacht als Herberge dienen sollte. Ein klassischer, stilvoller Altbau mit dem angenehmen Charme früherer Zeiten. Die Hotelkomplettierung Pilsens schreitet gnadenlos voran. Für Ibo und mich durfte es diesmal gar die Junior Suite sein. Low budget war gestern. Per pedes weiter zum Ground. Der tschechische Pokal lockt kaum einen Honza hinter dem wärmenden Ofen hervor. Symptomatisch für den mangelnden Stellenwert ist ansich schon die Tatsache, dass der Wettbewerb parallel zu den Länderspielen der Nationalmannschaften ausgetragen wird und somit nur eine etwas bessere B-Elf auf dem Parkett steht. Mittlerweile bin ich zum vierten mal hier und seit meinem ersten Besuch im Jahre 2005 hat sich das Erscheinungsbild des Stadions fundamental gewandelt. „Früher war alles besser“ mag vermutlich eine etwas ausgelutschte Floskel sein, dennoch trifft sie beim Fußball durchaus häufig zu. Als Stadionnostalgiker und Fußballromantiker schwelgt der Blick nur all zu gern in Erinnerungen an ranzige Tribünen und marode Stehränge mit Unkrautbewuchs. Mittlerweile muss man leider auch in der Tschechei vielerorts schon in relativ tiefe Gefielde tauchen, um die herrlichen Stadionperlen zu entdecken. Gut 3500 Zuschauer waren es dann heute die sich dieses Schmankerl zum Pauschalpreis für 200 Kronen ebenfalls nicht entgehen liesen und einen ziemlichen Rumpelfußball geboten bekamen. Bei Viktoria etwa 100 Mann in der Heimkuve die mehr oder minder durchgehend aktiv waren, wobei sich in Halbzeit zwei noch weiterer Stimmungsherd auftat, als sich etwa 50 Rebellen unmittelbar neben dem Gästeblock positionierten und da ihr eigenes Süppchen kochten. Slovacko wurde hingegen nur von einem augenscheinlich recht trinkfreudigen Anhänger im sonst leeren Auswärtsblock unterstützt. Sympathischer Idealismus. Als Pilsen das Spiel zunächst drehen konnte, gabs im Freudentaumel der Heimkurve sogar ein paar Blinker zu sehen. Half dann aber alles nix und in der Verlängerung konnte der Aussenseiter die Partie für sich entscheiden. Kalt wars geworden, aber das Pivo lief dennoch schon wieder viel zu gut. Nach der obligatorischen Pizza lies man anschließend den Abend noch in einschlägigen Etablissements ausklingen.